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Brustkrebs: Den Weg gemeinsam gehen

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Niemand ist alleine krank. Darum ist auch der Kampf gegen Krebs eine Gemeinschaftsaufgabe, erklären Elisabeth Leckel, Brustkrebspatientin, und Susanne Blum, Breast Care Nurse am Brustgesundheitszentrum des Wiener St. Josef Krankenhauses.

BCN,DGKP
Susanne Blum

Breast Care Nurse

Elisabeth Leckel

Brustkrebsbetroffene

Frau Leckel, wie haben Sie die Diagnose Brustkrebs erhalten und wie geht es Ihnen aktuell?
Elisabeth Leckel: Das war ein Zusammenspiel von schicksalshaften Ereignissen. Ich habe plötzlich Schmerzen im Brustbereich bemerkt. In der Zeit habe ich viel gekegelt und dachte mir, dass das wohl von der ungewohnten Bewegung komme. Als mir dann der Befund mit einem mitleidigen Gesichtsausdruck ausgehändigt wurde, wusste ich aber, dass etwas nicht stimmt. Ich habe also nach einem Krankenhaus für die weitere Behandlung gesucht und bin zufällig auf die Ordination von Frau Dr. Edhofer-Rössler gestoßen, die mich seitdem sehr verständnisvoll und kompetent begleitet hat. Ab diesem Zeitpunkt ging alles Schlag auf Schlag. Ich habe zuerst eine Chemotherapie gemacht und bin im August operiert worden. Ich kann sagen: Es geht mir gut.

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Frau Blum, welche Rolle spielt die Breast Care Nurse bei der Therapie?
Susanne Blum: Die Patientinnenakte von Frau Leckel kenne ich auch schon seit Beginn ihrer Behandlung. Denn hinter dem Fahrplan, den sie angesprochen hat, steckt die Arbeit der Breast Care Nurse: Ich bin Teil des Tumorboards. Das ist ein Beratungsteam bestehend aus Ärzt:innen unterschiedlicher Fachdisziplinen sowie Pflegefachkräften. Dort werden die einzelnen Fälle ausführlich besprochen, um eine bestmögliche und individuell auf die Patient:innen abgestimmte Therapie zu finden. Als Drehscheibe zwischen Patient:in und Angehörigen auf der einen sowie dem medizinischen Fach- und Pflegepersonal auf der anderen Seite bin ich unter anderem für Koordination und Vermittlung von Terminen verantwortlich. Generell bin ich mit der Unterstützung, Begleitung und Beratung von Betroffenen und ihren Angehörigen sowie mit der Schulung von Pflegepersonen betraut.

Wie geht man mit der emotionalen Belastung einer solchen Diagnose um?
Elisabeth Leckel: Ich habe in meinem Umfeld von Familie, Freund:innen und Bekannten sehr viel Unterstützung erfahren und konnte immer offen darüber reden. Außerdem ist meine Tochter gerade in Karenz und kann deshalb viel Zeit mit mir verbringen. Sie hat mich immer dazu motiviert, dranzubleiben, wenn ich etwas antriebslos war. Auch im Krankenhaus waren die Ärzt:innen und Pflegekräfte sehr einfühlsam und positiv. Natürlich ist eine Chemotherapie eine Belastung, aber man fühlt sich in der Tagesklinik einfach gut aufgehoben, sodass man dennoch gerne hingeht.

Susanne Blum: Bei Patient:innen, die im Krankenhaus betreut werden, ist die Breast Care Nurse die zentrale Ansprechperson, da die Zeit, die die behandelnden Ärzt:innen direkt mit den Patient:innen verbringen können, begrenzt ist. Häufig braucht es nach einer solcher Diagnose ein paar Minuten, bis die Patient:innen den ersten Schock verdaut haben. Dann setzt man sich hin, geht die Diagnose nochmal durch und nimmt sich Zeit, offene Fragen zu beantworten. Wichtig ist, dass die Patient:innen wissen, dass ich ihnen – beginnend bei der Aufnahme über die Therapie bis hin zur Nachsorge – unterstützend zur Seite stehe. Das reicht von Fragen zu Arbeitsrecht, Haarausfall, prothetische Implantate bis hin zu Partnerschaft und Sexualität.

Was würden Sie anderen an Brustkrebs Erkrankten mit auf den Weg geben?
Elisabeth Leckel: Ich habe mich für eine Therapie mit Kühlhaube entschieden zur Vorbeugung gegen Haarausfall – die bei mir nicht funktioniert hat – und eine Perücke angeschafft. Aber meine Tochter hat etwas sehr Wichtiges zu mir gesagt: ‚Das gehört jetzt einfach zu dir.‘ Es ist egal, ob ich eine Haube trage oder nur einen Flaum auf dem Kopf habe. Das hat es für mich leichter gemacht, offen mit der Erkrankung umzugehen. Diese Offenheit hatte ich aber nicht von Anfang an, sondern ich habe sie erst mit der Erkrankung entwickelt.

Susanne Blum: Man muss mit der Erkrankung bewusst umgehen, sie darf aber nicht zum alleinigen Lebensinhalt werden. Frau Leckel ist jetzt gerade Großmutter geworden. Es gibt immer etwas, worauf man sich freuen kann – das darf man nie aus den Augen verlieren.

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