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Der natürliche Prozess

FOTO: MARTIN ZAHRINGER

Mirjam Weichselbraun erwartet ihr zweites Kind – so kann “Mensch ärgere dich nicht” zuhaus endlich zu viert gespielt werden. Ihren Beruf als Moderatorin, Schauspielerin und Synchronsprecherin beeindruckt das offenbar nicht.

Sie arbeiten trotz Schwangerschaft in einem hauptsächlich stehenden Beruf unverdrossen weiter – wie schaffen Sie das? 

Dass es ein haupsächlich stehender Beruf ist, stimmt nicht ganz. Meine Shows dauern zwischen 2-3 Stunden. Den Rest des Tages verbinge ich damit, meine Texte umzuschreiben, mir Sendungsabläufe anzusehen und mich generell vorzubereiten, und all das tue ich nicht stehend. Ich bin schwanger und nicht krank, und es gibt viele Berufe, die sehr viel anstrengender sind als meiner.

Wie gehen Sie mit körperlichen Einschränkungen während der Schwangerschaft um – worauf achten Sie besonders?

Ich sehe nicht viele Einschränkungen. Ich höre auf meinen Körper und weiß ziemlich genau, was ich machen kann und was ich lieber lassen sollte. Und wenn ich die schweren Einkaufstaschen meinen Freund schleppen lasse, habe ich kein schlechtes Gewissen. Ein Kind zu bekommen, ist das Natürlichste der Welt, und ich habe das Glück, dass beide meiner Schwangerschaften soweit problemlos waren.

Würden Sie sagen, dass Schwangerschaft Ihre Karriere beeinflusst (hat)?

Ich glaube, dass eine Schwangerschaft jede Frau, die mitten im Beruf steht, beeinflusst – so sehr man sich auch bemüht, alles normal weiterlaufen zu lassen. Ich durfte ab 23.00 Uhr nicht mehr weiter moderieren, auch wenn ich und meine Ärztin kein Problem darin gesehen hätten. Das sind Gesetze, die natürlich zum Schutz von schwangeren Frauen gemacht wurden und Sinn machen, die aber eben auch unflexibel sind, wenn es um individuelle Fälle geht. Und ich kann natürlich mit dem wachsenden Bauch auch schwer irgendwelche Filmrollen annehmen. Ich konzentriere mich jetzt auf die Arbeit hinter der Kamera, schreibe wieder mehr und freue mich darauf, an neuen Ideen zu arbeiten. Aber generell haben es Frauen immer schwerer im Berufsleben, wenn sie ein Kind bekommen – vor allem, wenn sie freiberuflich arbeiten. Ich finde, Frauen muss jede Hilfestellung gegeben werden, die sie brauchen, und es darf ihnen nicht gesagt werden, was sie tun und lassen sollen, so lange es Kind und Mutter gut geht.

Was hat sich geändert, seit Sie Mama sind?

Ich bilde mir immer ein, dass sich nicht wirklich viel geändert hat. Alles fühlt sich so an, als ob es immer so war und sein sollte. Wir müssen eben viel mehr planen, woran wir uns aber auch gewöhnt haben. Geändert haben sich natürlich unsere Prioritäten, aber das war alles ein natürlicher Prozess.

Worauf stellen Sie sich mit dem Familienzuwachs ein? 

Generell sind wir entspannter als beim ersten Kind. Wir freuen uns in erster Linie und glauben, dass es sich auch dann so anfühlen wird, als wären wir immer schon zu viert gewesen. 

Müssen Sie oder Ihr Partner beruflich zurückstecken?

Zurückstecken klingt immer negativ, was es in den meisten Fällen auch ist. Ich empfinde das in den seltensten Fällen so, auch wenn es nach außen hin so aussehen mag. Mein Partner und ich achten darauf, dass jeder das machen kann, was er muss und was auch wichtig ist, aber Maja darf nicht das Gefühl haben, zu kurz zu kommen. Sie wird immer Priorität haben – egal, welcher Job da kommen mag. Das sehen Ben und ich beide so. Aber Maja ist unser Leben auch gewöhnt und kennt es nicht anders. Sie ist sehr flexibel und unkompliziert, das hilft. Zudem haben mein Partner und ich beide das Glück, unsere Zeit meistens selbst einteilen zu können.


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