Immer noch besteht eine große Nachfrage nach Wissen über den weiblichen Körper. Und es tut gut, unkompliziert und informativ über die Vorgänge im Körper der Frau zu sprechen zu können. Die Amerikanerin Sheila de Liz ist Deutschlands charmanteste Gynäkologin und weiß, wovon sie redet.
Dr. med Sheila de Liz
Gynäkologin und Autorin
Frauen sind Superhelden. Ich sehe es jeden Tag bei den Patientinnen
in meiner gynäkologischen Praxis: sei es, die Frau die trotz Erbrechen
in der Schwangerschaft die anderen Kinder versorgt und den Haushalt
wuppt; sei es die Anwältin, die trotz Hitzewallungen ihre Kanzlei
leitet, um sich dann abends um die gebrechliche Mutter zu kümmern, oder
sei es die Frau mit Brustkrebs, die den kranken Ehemann zuhause pflegt:
Nur Frauen schaffen es ein Leben lang, wirklich mehrere Teller in der
Luft zu halten, und bilden das Rückgrat unserer Welt. Ginger Rogers
sagte zu ihrem legendären Auftritt mit Fred Astaire, dass sie alles
gemacht hatte wie er – nur rückwärts und in High Heels. Ob sie während
des langen Filmdrehs vielleicht auch noch ihre Periode hatte, wissen wir
nicht, aber wir erahnen es: auch das hätte sie mit Hollywood-Bravour
gemeistert.
Fähig mit Schmerz
Frauen waren schon immer Multitasker, eigentlich seit der Steinzeit. Nicht nur unsere Fähigkeit, lösungsorientiert zu arbeiten, nicht nur unser Willen, alles trotz widrigen Umständen am Laufen zu halten, sondern auch gerade unsere weiblichen Superkräfte sind es, die unsere männlichen Vorfahren sicherlich ins Staunen gebracht haben: die Fähigkeit, Leben auf die Welt zu bringen, es zu ernähren, die Sippe zu versorgen, ganz zu schweigen von unserer – aus männlicher Sicht – eigenartig hohen Toleranz für Schmerzen.
Weiblich ist stark
Lange haben wir unser Licht unter dem Scheffel gestellt, uns gesagt (und uns sagen lassen), dass das, was wir leisten, nichts Besonderes ist. Wer nach mehr Anerkennung oder Rechten gerufen hat, wurde als „Emanze“ verschrien. Das wandelte sich seit dem Einzug von Social Media, wo wir auf einer neuen Plattform auf einmal auch andere starke, lustige und coole Frauen finden konnten. Frauen, wie wir sie uns immer gewünscht haben, die sich gegenseitig stützen, anstatt sich niederzumachen. Gerade bei Instagram findet man viele Accounts, welche eine neue Art von Feminismus als Stärke zelebrieren und das Weibliche nicht ausschließen, sondern feiern: Feministinnen dürfen pink tragen und High Heels und Männer gut finden. Anstatt Selbstaufopferung sollen wir uns pflegen, gut auf uns achten, gerade weil wir viel auffangen, weil unsere Aufgaben wirklich wichtig sind.
Arbeit von überall
Es ist aber noch ein weiterer Aspekt des Feminismus 2.0 mit den sozialen Medien gekommen: anstatt, dass ihr Potenzial zuhause brachliegt, können Frauen ein Business von zuhause am Laptop führen, egal, ob sie stillen oder schwanger sind, alt oder jung, Auch die Produkte, welche überwiegend weiblich geführte Unternehmen anbieten, fordern alte Denkmuster heraus: seien es Apps, um dem weiblichen Zyklus zu folgen, oder revolutionäre Produkte wie die Menstruationstasse, welche der herkömmlichen Menstruationshygiene ernsthafte Konkurrenz macht. Frauen machen unmögliche Dinge oft möglich – unsere Superkräfte sind überall wahrnehmbar. Ginger Rogers wäre stolz auf uns – und ich bin es auch, jeden Tag.