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Gemeinsam lachen und weinen

Foto: Marina Probst-Eiffe

Seit 2013 lebt Claudia Altmann-Pospischek mit der Diagnose metastasierter Brustkrebs, die ihr, wie sie erzählt, sprichwörtlich den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Immer an ihrer Seite war und ist ihr Mann Peter Altmann. Im Interview sprechen die beiden darüber, wie sie in ihrer Partnerschaft mit der Krebserkrankung und ihren Nebenwirkungen umgehen, warum sich Peter selbst als Co-Betroffener bezeichnet und was sie anderen betroffenen Paaren mit auf den Weg geben möchten.

Claudia Altmann-Pospischek

Krebsfluencerin
Foto: Marina Probst-Eiffe

Welche Herausforderungen waren und sind für dich, Claudia, in Bezug auf deine Krebserkrankung und den Therapieverlauf am größten?

Claudia: Die größte Herausforderung ist es, mit einer chronischen, unheilbaren Brustkrebserkrankung zu leben. Wir „Meta Mädels“ können nie wieder in unser altes Leben einsteigen, brauchen Dauertherapie und müssen mit Schmerzen und Nebenwirkungen fertigwerden. Dazu kommt die psychische Belastung. Viele von uns landen in der Berufsunfähigkeitspension und müssen finanzielle Einschnitte hinnehmen. Zudem stellt die Diagnose die ganze Familie vor große Herausforderungen. Und: Wir sind –
das muss man ehrlich aussprechen – mit der Endlichkeit des Lebens konfrontiert.

Wie handhabst du, Claudia, die unterschiedlichen Nebenwirkungen der verschiedenen Therapien? Was kannst du aufbauend auf deinen Erfahrungen anderen Betroffenen raten?

Claudia: Das kommt ganz auf die Therapie an. Ich bin als metastasierte Brustkrebspatientin nun seit über acht Jahren in Behandlung. Während der intravenösen Chemotherapie habe ich einfach alles getan, um Tag für Tag die akuten Symptome in den Griff zu bekommen – mit speziellen Medikamenten, etwa gegen Übelkeit, oder auch mit Hausmittelchen wie zum Beispiel Salbeitee gegen angegriffene Schleimhäute. Bei meiner Tablettenchemo war dann das Hand-Fuß-Syndrom besonders präsent. Hier halfen eine Dosisreduktion und ständiges Cremen. Im Moment bekomme ich einen CDK4/6-Inhibitor in Kombination mit einer Antihormontherapie und muss besonders auf mein Blut achten. Generell ernähre ich mich gesund und versuche, aktiv zu sein und eine Aufgabe im Leben zu haben. Das kann ich auch anderen Betroffenen mit auf ihren Weg geben.

Wie geht ihr gemeinsam in eurer Beziehung mit der Krebserkrankung und ihren Nebenwirkungen um? 

Peter: Uns haben unzählige lange, tiefe Gespräche, die oft nächtelang angedauert haben, geholfen. Wir waren immer füreinander da, hatten beide Verständnis für die Ausnahmesituation des jeweils anderen. Ich sehe mich generell als Co-Betroffener.

Claudia: Wir nehmen uns nun sehr bewusst „Quality Time“, leben noch mehr den Moment. Zweifellos ist das Leben härter, schwieriger und kürzer geworden, aber auch intensiver, bunter und genussvoller. 

Peter: Zu guter Letzt hat uns ein Quänt-chen Humor so manch schwierige Situation überbrücken lassen. 

Was hat sich durch den Krankheitsverlauf und die Nebenwirkungen der Therapien für euch persönlich verändert? Welche Erfahrungen habt ihr in eurem beruflichen und sozialen Umfeld damit gemacht?

Peter: Wir haben die Erfahrung gewonnen, dass gute Beziehungen noch besser werden und dass schlechte auseinanderbrechen – und wir gehören definitiv zu den ersteren (lacht). 

Claudia: Stimmt. Und wir haben einen neuen, wunderbaren Freundeskreis durch mein Brustkrebsengagement dazugewonnen, den ich nicht mehr missen möchte. Das ist das Posi-tive an der Krankheit. Da ich weiter geringfügig arbeite, bin ich auch nach wie vor in mein Arbeitsumfeld eingebettet. Aber natürlich bin ich nicht mehr so leistungsfähig wie früher.

Peter: Claudia hat auch gelernt, Nein zu sagen, wenn ihr etwas zu viel wird. Und das ist auch gut so. Sie braucht ihre Kraft, um die Krankheit samt Nebenwirkungen zu managen.  

Claudia, wo und wie kann dich dein Mann am besten unterstützen? Was wollt ihr anderen Paaren auf diesem Weg mitgeben?

Claudia: Peter unterstützt mich bei so vielem – von alltäglicher Hausarbeit über die Begleitung zu Arztgesprächen bis hin zur Überbrückung von Befundwartezeiten. Ich habe mit ihm wirklich den besten Mann der Welt. Betroffenen Paaren würde ich Folgendes raten: Sprecht miteinander – auch über schwierige Themen – denn Schweigen ist der Nährboden für Missverständnisse. Gebt der Krankheit Raum, aber lasst euch nicht vereinnahmen. Und holt euch psycho-onkologische Hilfe – am besten bei der Österreichischen Krebshilfe.

Peter: Akzeptiert die Veränderungen und versucht, als Team einen Weg damit zu finden. Lacht und weint zusammen und genießt besonders die glücklichen Augenblicke! 

DAS BIN iCH 

…ist mehr als eine Brustkrebs-Initiative – es ist eine Plattform, die Betroffenen zeigt, dass sie nicht alleine sind. Dafür portraitiert DAS BIN iCH Brustkrebs-Patient:innen so wie sie sind. Interviews und Foto-Shootings, bei denen Betroffene ganz ehrlich ihre Körper präsentieren, dienen dabei nicht nur zur Aufklärung über die unterschiedlichen Operationen und Behandlungsmethoden, sondern unterstützen auch dabei, das Erlebte zu verarbeiten.

DAS BIN iCH möchte damit Mut machen, Hoffnung schenken und das allgemeine Bewusstsein für Brustkrebs sowie dessen Enttabuisierung fördern – und das mit wahren Geschichten, echten Menschen und ehrlichen Antworten. Mehr Infos inklusive Claudias DAS BIN iCH-Story unter www.dasbinich.at

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