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Menstruation ist kein Grund, aufs Schwimmen zu verzichten!

Foto: Jacob Lund via shutterstock

Dr. Eva Lehner-Rothe

Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe

Nach einem Herbst und Winter mit pandemiebedingt geschlossenen Schwimmhallen freuen sich viele jetzt aufs Schwimmen im Freien. Die Wiener Gynäkologin Dr. Eva Lehner-Rothe erklärt, worauf Frauen achten sollten, die während ihrer Regelblutung schwimmen gehen.

Menstruation und Schwimmen – schließt sich das nicht aus?

Keineswegs! Der Sport hilft vielen Frauen sogar gut gegen die Unterleibsschmerzen, die ihnen die Regelblutung häufig beschert. Es gibt keinen Grund, während der Menstruation nicht zu schwimmen! Vorausgesetzt, die Frau trifft die nötigen Vorkehrungen. Dazu gehört, dass sie ihr Blut sicher auffängt.

Welche Möglichkeiten hat sie dazu?

Bewährt haben sich Tampons und Menstruationstassen, auch Menstruationskappen genannt.

Was ist beim Schwimmen mit Tampon und Tasse zu beachten?

Die Frau sollte sich vor dem Schwimmen einen sauberen Tampon einführen und ihn nach dem Verlassen des Wassers unverzüglich wieder wechseln. Das hat folgenden Grund: Der Tampon samt Rückholbändchen saugt sich beim Schwimmen mit Wasser voll. Im Wasser möglicherweise enthaltene Mikroorganismen könnten sich in der Vagina mit ihrem feucht-warmen Klima schnell vermehren. Sind Krankheitserreger, sogenannte Keime, darunter, besteht die Gefahr, dass diese in die Tiefen der Vagina und weiter Richtung offenem Muttermund vordringen und schlimmstenfalls eine Infektion auslösen.

Wie findet Frau den passenden Tampon zum Schwimmen?

Ich rate immer zum Kauf qualitativ hochwertiger Tampons.

Zum einen geht es bei der Qualität um die Beschaffenheit der Tampons. Es gibt inzwischen auch spezielle Badetampons, die Keimen mit Vaseline-Öl den Weg in die Tiefen der Vagina versperren und das natürliche Klima dort schützen sollen.

Zum anderen ist für die Wahl des richtigen Tampons auch dessen Größe von Bedeutung: Viele Frauen führen sich aus Sorge, dass Blut auslaufen könnte, eher größere Tampons ein. Das ist zwar auslaufsicherer, aber auch ungünstig, denn je größer ein Tampon ist und je mehr Flüssigkeit er deshalb aufnimmt, desto trockener wird die Schleimhaut in der Vagina. Sie verliert mit der Feuchtigkeit an Funktionstüchtigkeit – unter anderem schwächelt ihre natürliche Abwehr, so dass Keime es leichter haben, sich anzusiedeln. Das Risiko für Vaginalinfektionen steigt damit. 

Woran würde Frau eine Vaginalinfektion spüren, die sie sich beim Schwimmen eingefangen hat?

Die üblichen Anzeichen sind Jucken, Brennen und ein unangenehm riechender Ausfluss. Kommt es insbesondere zu Letzterem, helfen Hausmittel wie Milchsäurezäpfchen oder in Joghurt getränkte Tampons, die sich bei leichten Beschwerden bewährt haben, meist nicht mehr. Ein Arztbesuch ist dann dringend angesagt und heute auch für das Gros der Frauen ganz selbstverständlich. Der Gynäkologe kann zum Beispiel eine Therapie mit lokal wirkenden Antibiotika in Zäpfchen- oder Gelform verordnen, die zuverlässig anschlägt. So steht dem nächsten Schwimmen nichts entgegen.

Vielen Dank Dr. Lehner-Rothe für das Interview!

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